Vor- und Nachteile beim Vorderfuss-Lauf

Es wurde schon einiges über die Vorteile und Nachteile des Vorderfuss-Laufs geschrieben. Es gibt hier wie in anderen Themen-Bereichen auch Philosophien, von denen keine dem wissenschaftlichem Nachweis hinsichtlich einer Geschwindigkeitssteigerung, vor allem aber den Langzeitfolgen standhält.

 

Aus diesem Grund will ich auch nur die Fakten aufzählen, die nicht zu leugnen sind: geht ein Mensch langsam, so tritt er mit der Ferse auf, rennt er, so kommt er nur mit den Zehen oder dem Vorderfuss mit dem Boden in Berührung. Trotzdem sind die meisten Marathon-Profis (mit Ausnahme von. z.B. Haile Gebrselassie) Fersenläufer. Allerdings haben diese eine derart ausgefeilte Lauftechnik, dass dort auch mit der Umstellung auf Vorderfusslauf nichts mehr an Tempo rauszuholen wäre.

 

Fersenlauf/Hinterfusslauf

Ein klarer Vorteil des Fersenlaufs liegt in der Natur des gehens: er muss nicht erlernt werden.
Ein entscheidender Nachteil des Fersenlaufs sind -besonders auf der Langstrecke- die Schläge, die bei jedem auftreten der Ferse durch den ganzen Körper fahren (siehe Abbildung links). Diese belasten beim Fersenlauf insbesondere die Kniegelenke sowie die Becken und Rückenwirbel.

Bei jedem aufsetzen des Fusses während eines Schritts fängt der Körper ein Vielfaches seines Gesamtgewichts ab. Das einzigste Dämpfungsglied zwischen Untergrund und dem Körper ist die Fersenpolsterung des Laufschuhs.

Man kann sich leicht ausrechnen, dass bei einem Marathon bei einem Gewicht von 70kg und durchschnittlicher Schrittlänge von 1.20 Metern jedes Bein insgesamt einige Tausend Tonnen an Gewicht abfangen muss.

Wer nun noch der Meinung ist, dass ein einziger Laufschuh ein Leben lang hält, wird schnell merken, dass daran etwas nicht stimmen kann.

Vorderfusslauf

Eine Umstellung auf den Vorderfusslauf wird diese Belastung über die Achillessehne grösstenteils auf die Wadenmuskulatur verlagern. Aus dieser Umstellung resultiert natürlich mehr Stress für die Achillessehne, die dann besonderer Aufmerksamkeit bedarf, insbesondere hinsichtlich Stretching.

Bei diesem Laufstil wird bei jedem auftreten die Gesamtbelastung über die Vorderschuh-Dämpfung und die Achilles-Sehne abgefedert. Die Sehne und die Wadenmuskulatur werden sich mit der Zeit der Belastung anpassen und sich verkürzen, wenn dem nicht mit regelmässigem Stretching entgegengewirkt wird. Die Wadenmuskulatur wird sich durch die enormen Kräfteeinwirkung natürlich vergrössern, was bei Frauen vielleicht nicht unbedingt gewollt ist.

Der Vorteil ist jedoch beachtlich, denn die Kniegelenke sowie Becken und Rücken werden massiv von den Schlägen beim auftreten mit der Ferse entlastet. Abhängig davon, ob man nur mit den Zehen, mit den Vorderfussballen oder dem Aussenrist auftritt, ist die Entlastung verschieden gross. Es dürfte aber jedem, der auf der Langstrecke (z.B. Marathon) mit Gelenkschmerzen zu kämpfen hat, eine grosse Hilfe sein.

Also auch der Vorderfuss-Lauf birgt Gefahren und Risiken und evt. negative optische Veränderungen, die sich aber teilweise durch regelmässiges dehnen minimieren lassen.


Ein weiterer Vorteil des Vorderfusslaufs ist eine grössere Unabhängigkeit vom Typ des Laufschuhs, da nun nicht mehr darauf geachtet werden muss, dass dieser eine entsprechende Dämpfung aufweist (siehe Abbildung 2). Die Lebensdauer eines Laufschuhs steigt dadurch ebenfalls, denn wenn die Fersen-Dämpfung des Schuhs nicht mehr benötigt wird, unterliegt sie auch keinem Verschleiss mehr.

Diese weniger gedämpften Laufschuhe sind ausserdem wesentlich leichter als gestützte und gedämpfte Schuhe. Dies wiederum kommt der Ermüdung der Beine entgegen.

Vergleich eines stark gedämpften mit einem wenig gedämpften Laufschuh

Abb. 2: Vergleich eines stark gedämpften mit einem wenig gedämpften Laufschuh

 


Umstellung

Die Umstellung auf Vorderfusslauf ist allerdings alles andere als einfach: man kommt sich bei den ersten Schritten vor, wie ein Läufer, der trotz Blasen an den Fersen joggen geht. Die ersten Tage werden ausserdem einen massiven Muskelkater in der Wadenmuskulatur mit sich bringen, da diese derartige Belastungen nicht gewohnt ist. Es kann -abhängig vom persönlichen Laufpensum- Monate dauern, bis man sich einigermassen daran gewöhnt hat.

 

Eigene Erfahrungen

Ich selber habe nur gute Erfahrungen damit gemacht, ausser bei Marathons bei unter 10 Grad. Wenn bei solch niedrigen Temperaturen die Wadenmuskulatur ohnehin schwer warm wird, kann die Belastung durch den Vorderfuss-Lauf zu Krämpfen führen. Man tut also gut daran, den Laufstil im Training immer wieder zu wechseln, um sich nicht völlig vom Vorderfusslauf abhängig zu machen.

Im Training wechsle ich immer wieder zurück zum Fersenlauf, aber in den Wettkämpfen laufe ich auch die 100km von Biel zu 80% mit der Vorderfuss-Technik. Marathons und darunter laufe ich ausnahmslos in der Vorderfuss-Technik (sofern die Wetterbedingungen das erlauben, s.o.).

 

Quelle : Laufkalender24.at

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