Nahrungsergänzungsmittel können mit dem Naturprodukt nicht mithalten: Studien beweisen, dass Rote Bete-Saft mehr als nur ein Nährstofflieferant ist.

Lauflabor

Das Geheimnis seiner Wirkung beruht der Forschung zufolge auf seinem Nitratgehalt.


Also warum nicht direkt Nitrat (oder vielmehr ein Nitratsalz wie Natriumnitrat) einnehmen? Auf diese Weise vermeidet man geschmackliche Abneigungen und Verdauungsprobleme, die manchmal nach größeren Mengen Rote-Bete-Saft auftreten können.

Eine neue Studie in der Zeitschrift Applied Physiology, Nutrition and Metabolism von Forschern mehrerer Schweizer Institute, nimmt sich dieser Frage an. Für die Untersuchung absolvierten 12 gut-trainierte Freiwillige eine Test-Reihe, in der drei verschiedene Dosierungen an Nitraten (3, 6 und 12 mmol) verabreicht wurden – entweder im Rote-Bete-Saft oder durch in Wasser aufgelöstes Natriumnitrat.

Der große Vorteil des Rote-Bete-Safts ist aus der Sicht eines Ausdauersportlers, dass er das Training „ökonomischer“ macht, das heißt er bewirkt einen geringeren Sauerstoffverbrauch bei gleichem Tempo. Tatsächlich haben die Ergebnisse gezeigt, dass die mittlere Rote-Bete-Saft-Dosis den Sauerstoffverbrauch beim Radfahren bei 80 Prozent der VO2max um ungefähr 4 Prozent reduzieren konnte. (Es gab ähnliche Ergebnisse auch bei einer höheren Dosis mit moderater Intensität, aber sie erreichten keine statistische Signifikanz.)

Im Gegensatz dazu hat das Natriumitrat keine signifikante Verbesserung der Radfahr-Ökonomie bewirkt. Auch der Blutdruck wurde durch den Rote-Bete-Saft mehr gesenkt als durch das Natriumnitrat.

Also stehen wir hier vor einem Rätsel. Frühere Studien haben normalen Rote-Bete-Saft mit speziell bearbeitetem Rote-Bete-Saft verglichen, dem das Nitrat entzogen wurde. Die Tatsache, dass der nitratfreie Saft nichts bewirkt hat, weist darauf hin, dass es gerade auf das Nitrat ankommt und alle anderen wunderbaren Dinge, die im Rote-Bete-Saft enthalten sind – wie Antioxidantien, Polyphenol etc. – weniger von Bedeutung sind.

Und nun beweisen die neuen Ergebnisse, dass nicht das Nitrat allein, sondern in Verbindung mit allen anderen Inhaltsstoffen den Unterschied macht.

Was sagt uns das? Als ich diese Frage Andy Jones stellte, einem Wissenschaftler an der Universität von Exeter und Forscher auf diesem Gebiet, meinte er, dass es wohl der „Cocktail“ sei, auf den es ankommt.

In der neuen Studie beziehen sich die Wissenschaftler auf frühere Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass das Polyphenol und die Antioxidantien in Rote-Bete-Saft wichtig für die Umwandlung der Nitrite in Stickstoffmonoxid im Darm sind. (Wenn man Nitrat einnimmt, wird es im Körper zuerst in Nitrit und dann in Stickstoffmonoxid umgewandelt, – und das scheint es zu sein, was die vorteilhafte Wirkung erzeugt.)

Mit anderen Worten: Man braucht das ganze Paket. Es mag sein, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, die verschiedenen Inhaltsstoffe des Rote-Bete-Saft so zusammenzubringen, dass sie diese Wirkung haben. Vielleicht werden wir sie eines Tages alle genau kennen und eine Pille zu diesem Zweck entwickeln. Ich vermute, diese Pille wird dann aussehen wie ... Rote Bete.

Dazu möchte ich noch bemerken, dass dies eine sehr kleine Studie mit gerade mal 12 Probanden war und die beobachteten Unterschiede recht klein waren. Sicherlich werden zu dieser Fragestellung zukünftig noch andere Forscher in intensiveren Studien zurückkehren, um die Ergebnisse zu überprüfen.

Und doch scheint es mir eine ziemlich deutliche Darstellung eines vertrauten Phänomens zu sein: Der Versuch, über Jahrtausende entwickelte, komplexe Nahrungsmittel durch ein paar isolierte Nährstoffe zu ersetzen. Es ist ein dummes Spiel. Man braucht die echten Zutaten.

 

Quelle: Runnersworld.de

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